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Hallo,
aus eigener Erfahrung:
*These 1:* Zoomobjektive fördern die Bequemlichkeit des Fotographen. Die Suche nach dem geeigneten Blickwinkel tritt in den Hintergrund, da man einfach reinzoomt.
Folge: Manche Fotos werden schlechter als sie sein müssten.
*These 2:*
Festbrennweiten erfordern zwingend das Umhergehen, die Suche nach dem richtigen Abstand zum Motiv und dem geeigneten Blickwinkel sind unumgänglich.
Folge: Die Fotos werden in der Regel besser, da sie spannender und interessanter gestaltet werden.
Wie sind eure Erfahrungen? Wie seht Ihr das Thema?
Viele Grüße
Uli
Für bewusst gemachte Fotos hast du schon Recht. Und man muss den Standpunkt finden, bzw erreichen können, den man für das Objektiv haben will. Mitten in der Elbe möchte ich nicht stehen, nur damit ich ein Gebäude im richtigen Blickwinkel fotografiern kann.
Zoomobjektive braucht man aber für spontane Fotos und dann, wenn das oben beschriebene nicht klappt.
Aber faul wird man schon...
Hallo Uli, Radio Eriwan antwortet :
Im Prinzip liegst Du mit Deinen Thesen richtig. Aber:
Ad 1. Zoomobjektive fördern (oder wenn man will unterstützen) die Bequemlichkeit (die Füsse, den Rücken usw.) des Fotografen. Das muss in der Konsequenz aber nicht heissen, dass Fotos dadurch einfach so schlechter werden; eine ganze Reihe von Faktoren machen ein "schlechtes" Foto aus. Mit einem Zoom kann ein guter Fotograf auch gute Bilder machen - vielfach kann man sich ja nicht auf die Suche nach einem besseren Standort machen, weil man sonst ein Bild verpasst oder sich bzw. das Motiv "gefährdet".
Ad 2. Festbrennweiten zwingen zu gar nichts; vor allem führen sie nicht ohne Zutun zu Spannung und Interessantheit der Aufnahme; Billionen von schlechten Bildern im Internet sind "festbrennweitig".
Deine Thesen gelten m.E. so allgemein nur für Fotografen, welche das Bild bereits im Kopf "gemacht" haben, bevor sie auf den Auslöser drücken. Das sind dann gewiss auch Fotografen, welche sich bei jeder Aufnahme mehr überlegen als das spontane "jesses nei, wiä härzig" (ungefähr übersetzt: meingott wie niedlich, oder: wow, cool). Die Thesen sind also nur unter ganz engen Rahmenbedingungen richtig.
Lg, Erwin
P.S. herzliche Grüsse Claudia, die am gleichen Tag dem Club beigetreten ist wie ich
Hallo Erwin,
deine schlüssigen und ausführlichen Gedanken habe ich mit großem Interesse gelesen. Gerade die Inhalte deines letzten Absatzes finde ich sehr nachdenkenswert, da du "Spontanität" in der Fotographie und ein bereits im Kopf "geplantes Foto" polarisierst.
Manch gutes Foto wäre ohne Spontanität und gleichzeitigem Verzicht auf den wohl möglich besten Blickwinkel erst gar nicht entstanden.
So gesehen ist es nur vorteilhaft, beides zu beherrschen, dann spielt das Objektiv (Zoom oder Festbrennweite) nicht mehr so die entscheidende Rolle.
Danke! Uli
Hallo Pingu,
danke für deine Gedanken und die offene Schlussbemerkung. Natürlich gibt es ganz klare Einsatzgebiete (-notwendigkeiten) für Zoomobjektive. Mit Sicherheit möchte niemand auf sie verzichten.
Was ich noch nicht verstanden habe ist, weshalb man Zoomobjektive für spontane Fotos braucht.
Viele Grüße
Uli
Die These, daß der Einsatz von Festbrennweiten zu besser gestalteten Bildern führte, ist weitverbreitet, aber unsinnig. Warum sollten Bilder besser werden, wenn man sich von seinem Objektiv den Abstand zum Motiv diktieren läßt?
Im Gegenteil – mit einem Zoomobjektiv kann man die besseren Bilder machen, weil die Variabilität des Bildwinkels vom Zwang befreit, einen ganz bestimmten Abstand einhalten zu müssen. Stattdessen kann man den Abstand frei wählen (innerhalb gewisser Grenzen; so ein Zoombereich ist ja nicht unendlich groß) und dann, wenn man die beste Perspektive gefunden hat, den dazu passenden Bildwinkel wählen.
Natürlich verführt diese Freiheit dazu, sie zu mißbrauchen – also den Bildwinkel nicht nach bildgestalterischen Kriterien zu wählen, sondern nach dem Standpunkt, den man zum Zeitpunkt der Entdeckung des Motives zufällig gerade einnimmt. Wenn's schnell gehen muß, ist das auch in Ordnung so.
Aber Bildgestaltung ergibt sich in erster Linie durch Standpunktwahl +und+ Ausschnittwahl (und Wahl des Zeitpunktes, aber den lassen wir hier jetzt einmal beiseite). Standpunkt und Ausschnitt sind +beide+ wichtig, und man kann sie nicht einfach gegeneinander austauschen. Das heißt, es ist +nicht+ egal, ob man den gleichen Ausschnitt aus kurzem Abstand mit großem Bildwinkel oder aus großer Distanz mit kleinem Bildwinkel erfaßt. Das ist der Grund, warum es Objektive mit verschiedenen Brennweiten überhaupt gibt.
Bei einer Festbrennweite sind Abstand und Ausschnitt fest aneinander gekoppelt. Das ist nicht gut.
Wer ein Zoomobjektiv nur dazu nutzt, den Ausschnitt anzupassen, verschenkt gedankenlos den größten Teil seines Potentials. Das ist auch nicht gut.
Deshalb hat der Nutzer von Festbrennweiten gewöhnlich mehrere Objektive in seiner Tasche, um durch Objektivwechsel Abstand und Ausschnitt voneinander entkoppeln zu können. Das muß keineswegs stufenlos passieren, bereits zwei oder drei Festbrennweiten genügen für eine entscheidend erweiterte gestalterische Freiheit.
Und der Nutzer eines Zoomobjektives darf eben nicht nur einen geeigneten Ausschnitt herbeizoomen, sondern er muß sich den besten Standort für seine Aufnahme ganz genauso sorgfältig erarbeiten und aussuchen wie der Festbrennweiten-Fotograf. Es ist ein Irrtum anzunehmen, daß das Zoom einem diese Mühe erspart – das tut es nicht! Erst wenn der optimale Standpunkt gefunden ist, wird mit dem Zoom der Ausschnitt gewählt ... und das (und +nur+ das) geht jetzt bequemer und schneller als mit einer Latte von Festbrennweiten.
Nur weil Zooms oft gedankenlos gebraucht werden, heißt das nicht, daß Festbrennweiten zwangsläufig zu besseren Ergebnissen führten. Übrigens erkkent man die gedankenlose Nutzung eines Zooms typischerweise daran, daß die meisten Aufnahmen am oberen oder am unteren Anschlag des Brennweitenbereiches enstehen und nur wenige mit mittleren Einstellungen.
In der Energiebilanz gleicht sich das letztlich wieder aus, weil die Mehrenegie für das Rumschleppen des Teles ja nur kompensiert werden kann, wenn man etwas weniger läuft
Hallo 01af,
über deine ausführlichen Gedanken und schlüssige Argumentation freue ich mich sehr. Durch deine Erläuterungen fühle ich mich gut verstanden. Meine Thesen sind etwas platter, aber sie sollen auch ein wenig zum Antworten reizen.
Die Begriffe "Ausschnitt", "Bildwinkel" und der Gedanke "... verschenkt gedankenlos den größten Teil seines Potentials" sind die Essenz aus deinen Betrachtungen für mich.
Ich fände es toll, würde er im Forum ausführlich dikutiert. Wahrscheinlich wäre man dann auch schnell beim Gedanken, wie wichtig es wäre, die eigenen Fotos inkl. der Rahmenbedingungen, in denen sie entstanden sind, selbstkritisch zu hinterfragen.
Besten Dank für deine Ausführungen.
Grüße
Uli
Hallo 01af,
über deine ausführlichen Gedanken und schlüssige Argumentation freue ich mich sehr. Durch deine Erläuterungen fühle ich mich gut verstanden. Meine Thesen sind etwas platter, aber sie sollen auch ein wenig zum Antworten reizen.
Die Begriffe "Ausschnitt", "Bildwinkel" und der Gedanke "... verschenkt gedankenlos den größten Teil seines Potentials" sind die Essenz aus deinen Betrachtungen für mich.
Ich fände es toll, würde er im Forum ausführlich dikutiert. Wahrscheinlich wäre man dann auch schnell beim Gedanken, wie wichtig es wäre, die eigenen Fotos inkl. der Rahmenbedingungen, in denen sie entstanden sind, selbstkritisch zu hinterfragen.
Besten Dank für deine Ausführungen.
Grüße
Uli
Hallo Timm_KImm,
deine Worte bringen mich zum Schnunzeln. Solange es gelingt, in der "Energiebilanz" auch interessante und spannende Fotos zu machen, finde ich dies super.
Grüße Uli
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